Ultranet – Unwillkommene Aufrüstung der Starkstromtrasse westlich von Hähnlein

Veröffentlicht am 21.01.2018 in Lokalpolitik

Seit Bekanntwerden der Planungen für eine erhebliche Aufrüstung der bestehenden Strommasten hat die örtliche SPD eine klare Position bezogen, zum Schutz der Bevölkerung vor einem Feldversuch mit ungewissem Ausgang.

Im Rahmen der Bundesfachplanung wird zurzeit geplant, dass im Westen des Gemeindegebiets Gleichstromleitungen auf bestehende Strommasten aufgespannt werden – ein in der Bundesrepublik neuartiges Vorgehen. In Fachkreisen und bei der ansässigen Bevölkerung bestehen erhebliche Sorgen bei dieser ortsnahen Anordnung, denn bisher liegen keine Langzeiterfahrungen mit Hochspannungs-Gleichstromleitungen auf Übertragungsmasten vor.

Die höhere Feldstärke bei Gleichstrom (im Vergleich zu den bisherigen Wechselstromleitungen) kann dazu führen, dass Staubpartikel stärker ionisiert werden und sog. Corona-Entladungen stattfinden, insbesondere bei der nicht seltenen Wetterlage mit hoher Luftfeuchtigkeit. Selbst Organisationen, welche die sogenannte Energiewende ohne große Kompromisse umsetzen wollen, sehen Gleichstromleitungen auf Strommasten sehr kritisch. Handelt es sich bei dem Projekt möglicherweise um ein Experiment auf Kosten der Gesundheit unserer Mitbürger?

Die Frage ist technisch nicht einfach zu beantworten, da keine Langzeiterfahrungen vorliegen, insbesondere nicht in dicht besiedelten Regionen wie dem Rhein-Main-Neckar-Gebiet. Bisher scheinen solche Leitungen zur Stromübertragung nur in dünn besiedelten Gebieten der USA und Russlands eingesetzt worden zu sein. Insofern haben wir es uns bei der Entscheidungsfindung zu diesem Thema nicht leicht gemacht, und versucht Vorteile und Nachteile abzuwägen. Wenn jedoch das geringste Risiko gesundheitlicher Nachteile für unsere Bevölkerung vorliegt und es technische Alternativen gibt (und die gibt es!), dann ist unsere Position glasklar. Die Bevölkerung darf keinem Risiko aufgrund wirtschaftlichem Kompromiss ausgesetzt sein.

Weshalb die hessische Landesregierung nach unserer Kenntnis bisher keine Einwände gegen die geplante Trasse auf Alsbach-Hähnleiner Gemarkung eingelegt hat, können wir nicht nachvollziehen. In Bayern werden im Rahmen des Projektes Südlink solch kritische Leitungen unter die Erde verlegt. Hat der Schutz der Bevölkerung in Hessen einen geringeren Stellenwert? Möchte man die Energiewende hin zu mehr Ökostrom ohne Kompromisse durchziehen? Diese Fragen haben wir uns gestellt und eine glasklare Position bezogen:

Kein technisches Experiment mit Gleichstrom-Leitungen zu Lasten Alsbach-Hähnleins!

Fast einstimmig hat mittlerweile auch die Gemeindevertretung im Dezember 2017 beschlossen, dass die Gemeinde Einspruch bei der Bundesnetzagentur gegen die Planungen einlegt.

Wir Sozialdemokraten gehen einen Schritt weiter: wir fordern, dass die Leitungen entweder weiter entfernt an der Autobahn A 67 mit ausreichendem Vorsorgeabstand verlegt werden oder sog. Erdkabel zum Einsatz kommen. Bei den Erdkabeln werden große Teile der Feldstärke ins Erdreich absorbiert und es wirkt eine deutlich geringere Ionisierung der Luftpartikel. In geschlossener Bauweise und bei minimiertem Bodeneingriff lassen sich die Kabel unter die Erde bringen; technisch ist dies kein Hexenwerk. Etwaige Mehrkosten für einige Kilometer Erdkabel sind im Vergleich zu den Milliardenbeträgen, die die Energiewende in Deutschland kosten wird, nicht wesentlich. Gesundheit geht vor!